Montag, 21. November 2011

Putin steigt in den Ring - und wird ausgebuht

Ministerpräsident macht Wahlkampf in Moskau

Putin steigt in den Ring - und wird ausgebuht

Russlands Ministerpräsident Putin gilt als Politiker mit besonders ausgeprägtem Hang zur Selbstdarstellung. Zwei Wochen vor der Parlamentswahl nutzte er eine Kampfsport-Veranstaltung zu Wahlkampfzwecken. Doch sein Auftritt im Ring kam beim Publikum gar nicht gut an.
Von Hermann Krause, ARD-Hörfunkstudio Moskau
Wladimir Putin gratuliert einem Kampfsportler zum Sieg (Foto: dapd) Großansicht des Bildes Der "Recke" freute sich über die Glückwünsche von Putin, das Publikum weniger. Die Halle im Olympiski Sport Center in Moskau war bis auf den letzten Platz besetzt. 22.000 vorwiegend männliche Zuschauer wollten sehen, wie sich der Amerikaner Jeff Monson und der Russe Fjodor Wladimirowitsch Jemeljanenko an die Gurgel gingen.
Free-Style-Kämpfe, bei denen getreten, geboxt und oftmals auf den am Boden liegenden Gegner eingeschlagen wird, bis das Blut spritzt und dieser aufgibt, sind in Russland äußert beliebt. So beliebt, dass sich sogar Wladimir Putin in erster Reihe sitzend das Gemetzel anschaute.

"Den Charakter eines russischen Kämpfers"

Der Amerikaner, in der Weltrangliste der Free-Style-Kämpfer eher ein Unbekannter, unterlag bereits in der dritten Runde. Das Gesicht blutig verschmiert, nicht mehr in der Lage zu gehen, wurde er aus dem Ring  getragen, völlig erledigt. Anlass für Wladimir Putin, schnell in den Ring zu klettern und das Mikrofon zu ergreifen: "Von ganzem Herzen gratuliere ich unserem Sportler, das ist ein richtiger russischer Recke." In diesem Moment kamen die ersten Pfiffe, der Ministerpräsident wurde ausgebuht. Dennoch fuhrt er fort: "Nicht nur weil er stark ist, nicht nur weil er ausgezeichnete Muskeln hat und schnell reagiert, sondern ich gratuliere ihm in erster Linie wegen seines Charakters. Er hat den Charakter eines russischen Kämpfers."

Putin bei Sportveranstaltung ausgebuht

Die Halle tobte. Aber nicht etwa vor Begeisterung, vielmehr hatten die Fans anscheinend keine Lust auf Putin. Dieser wurde ausgepfiffen, was auch den Sieger Jemeljanenko sichtlich in Verlegenheit brachte: "Vielen Dank für die Unterstützung und die Freundschaft, einfach für alles", sagte er. Dann drückte Putin auch noch seine Wange an die schweißüberströmten Boxer.

"Putin k.o.!"

Eine halbe Millionen mal wurde das Video über den Auftritt des ehemaligen und wohl auch zukünftigen Präsidenten mittlerweile angeklickt. Die Internet-Gemeinde kommentiert seitdem in zahlreichen Blogs den Versuch Putins vor den anstehenden Parlamentswahlen in zwei Wochen noch Stimmen zu fangen mit dem  Satz: "Putin k.o.!" Der Chef der Sporthalle beeilte sich noch zu erklären, das Publikum habe den Amerikaner ausgebuht, allerdings hatte man diesen zu dem Zeitpunkt schon längst der Halle getragen.

Audio: Putin bei Freistilkampf ausgebuht

AudioHermann Krause, ARD-Hörfunkstudio Moskau 21.11.2011 11:56 | 2'11
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Stand: 21.11.2011 11:57 Uhr

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