Deutscher Umweltverband warnt
Von Kerstin Steinbrecher, WDR, ARD-Hauptstadtstudio
Zwischen 30 und 50 Cent kosten die Biotüten von REWE, ALDI Nord und ALDI Süd im Handel. Saftig-grüne Weidelandschaften, Kühe und Marienkäfer und Aufdrucke wie "nachhaltig", "umweltfreundlich" und 100 Prozent kompostierbar versprechen: Mit dieser Bio-Tüte tun die Verbraucher der Umwelt etwas Gutes. Aber ist das wirklich so?
"Ganz eindeutig nein, diese grüne Tüte, diese 100 Prozent kompostierbare Tüte ist eine Mogelpackung“, sagt Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe. Zum Beispiel genau wegen des Versprechens zu 100 Prozent kompostierbar zu sein. "Wir haben festgestellt, dass die Kompostwerke in Deutschland praktisch unisono sagen: 'Wir können dieses Material nicht kompostieren, wir müssen es aufwendig heraus sortieren und wir tun es in die Verbrennung hinein!‘ ".
Kerstin Steinbrecher (WDR), ARD Berlin
11.04.2012 15:39 | 2'30
Auch für den eigenen Kompost sind Bio-Tüten denkbar ungeeignet. Denn in keinem Kompost herrschen die idealen 70 Grad, die nötig wären, damit der Plastik sich schnell zersetzt.
CO2-neutral seien die Tüten, auch damit werben die Supermarktketten. Auch das sagt Jürgen Resch stimmt nicht: "Die CO2-Neutralität ist einfach gelogen, die Tüte besteht überhaupt zu 30 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen, 70 Prozent sind erdölbasiert, da ist schon keine CO2-Neutralität mehr da. Da kommt es auch darauf an, was man unter CO2-neutral betrachtet."
Mais ist der Grundstoff für das Drittel der Tüte, welches aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Doch die Ökobilanz von industriellem Maisanbau ist schlecht: saure Böden, viel Wasserbrauch, Treibhausgase entstehen. Dazu kommt: Der Mais für Biokunstoffe kommt aus den USA, wo gentechnisch veränderter Mais eingesetzt wird.
Unterm Strich kann Jürgen Resch deshalb nur raten: Finger weg von Bio-Tüten: "Sie zahlen im Supermarkt mehr für eine Gute-Gewissen-Tüte und die belastet die Umwelt stärker, als wenn sie die schlechtere Einwegtüte nehmen würden."
Das ist Verbrauchertäuschung, sagt die Deutsche Umwelthilfe und hat Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner gebeten, diesen Missstand zu beheben.
Mogelpackung Bio-Tüte
Wer an der Supermarktkasse ohne Einkaufstasche steht, hat die Wahl: Billiger Plastikbeutel oder die Bio-Tüte für mehr Geld? Doch mehr zahlen trägt nicht unbedingt zur Öko-Bilanz bei: Der Deutsche Umweltverband hält die Bio-Tüte für eine reine Mogelpackung.Von Kerstin Steinbrecher, WDR, ARD-Hauptstadtstudio
Zwischen 30 und 50 Cent kosten die Biotüten von REWE, ALDI Nord und ALDI Süd im Handel. Saftig-grüne Weidelandschaften, Kühe und Marienkäfer und Aufdrucke wie "nachhaltig", "umweltfreundlich" und 100 Prozent kompostierbar versprechen: Mit dieser Bio-Tüte tun die Verbraucher der Umwelt etwas Gutes. Aber ist das wirklich so?
"Ganz eindeutig nein, diese grüne Tüte, diese 100 Prozent kompostierbare Tüte ist eine Mogelpackung“, sagt Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe. Zum Beispiel genau wegen des Versprechens zu 100 Prozent kompostierbar zu sein. "Wir haben festgestellt, dass die Kompostwerke in Deutschland praktisch unisono sagen: 'Wir können dieses Material nicht kompostieren, wir müssen es aufwendig heraus sortieren und wir tun es in die Verbrennung hinein!‘ ".
Audio: Biotüten sind Mogelpackungen - sagt die Deutsche Umwelthilfe
- Download der Audiodatei:
Wir bieten dieses Audio in folgenden Formaten zum Download an:
-
mp3-Format
Audio:
64kbps, Mono -
Ogg Vorbis
Audio:
64kbps, Mono
Technische Details einblenden -
mp3-Format
Audio:
Keine Entsorgung auf dem Komposthaufen möglich
100% kompostierbar. Doch das Versprechen auf der Tüte kann nicht eingehalten werden. Hinter dem Versprechen steckt eine deutsche Industrienorm für Kompostierbarkeit. Die aber geht davon aus, dass innerhalb von 12 Wochen 90 Prozent eines Kunststoffes kompostiert sein müssen. So lange kann aber heute kein Entsorger Kompost lagern, das wäre schlicht nicht wirtschaftlich, sagt Herbert Probst vom Verband der Humus und Erdenwirtschaft: "Wir müssen es eigentlich schaffen, innerhalb von sechs bis acht Wochen Komposte zu produzieren, die marktfähig sind und ein gutes Produkt darstellen"Auch für den eigenen Kompost sind Bio-Tüten denkbar ungeeignet. Denn in keinem Kompost herrschen die idealen 70 Grad, die nötig wären, damit der Plastik sich schnell zersetzt.
CO2-neutral seien die Tüten, auch damit werben die Supermarktketten. Auch das sagt Jürgen Resch stimmt nicht: "Die CO2-Neutralität ist einfach gelogen, die Tüte besteht überhaupt zu 30 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen, 70 Prozent sind erdölbasiert, da ist schon keine CO2-Neutralität mehr da. Da kommt es auch darauf an, was man unter CO2-neutral betrachtet."
Mais ist der Grundstoff für das Drittel der Tüte, welches aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Doch die Ökobilanz von industriellem Maisanbau ist schlecht: saure Böden, viel Wasserbrauch, Treibhausgase entstehen. Dazu kommt: Der Mais für Biokunstoffe kommt aus den USA, wo gentechnisch veränderter Mais eingesetzt wird.
Lieber eine Einwegtüte benutzen
Ganz absurd wird es, wenn es ums das Recycling geht. Das ist bei den untersuchten Bio-Tüten gar nicht möglich, weil sie aus verschiedenen Plastiksorten bestehen. Selbst herkömmliche Plastiktüten sind den Bio-Tüten da also deutlich überlegen.Unterm Strich kann Jürgen Resch deshalb nur raten: Finger weg von Bio-Tüten: "Sie zahlen im Supermarkt mehr für eine Gute-Gewissen-Tüte und die belastet die Umwelt stärker, als wenn sie die schlechtere Einwegtüte nehmen würden."
Das ist Verbrauchertäuschung, sagt die Deutsche Umwelthilfe und hat Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner gebeten, diesen Missstand zu beheben.
Stand: 11.04.2012 15:57 Uhr